Die Zollikofer-Gruppe wurde 1966 von Otto Zollikofer in Bad Wurzach gegründet. Geschäftsfelder der Unternehmensgruppe sind der Holzhandel, die Begleitung von Heizkraftwerk-Contracting sowie Dienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Holzlogistik bis zur Holzaufbereitung.
Wilfried Zollikofer war 60 Jahre alt, als er sich mit dem Thema der Unternehmensnachfolge beschäftigte, Eile hatte er mit diesem Thema nicht. Dann allerdings kam die Koehler-Gruppe, ein führender Papierhersteller, mit dem Interesse an einem Joint Venture auf ihn zu. Die Koehler-Gruppe betreibt für die energieintensive Papierherstellung Heizkraftwerke und war Kunde der Zollikofer-Gruppe. Damit gab es bereits langjährige Kontakte zwischen den beiden Parteien.
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Das Ansinnen der Koehler-Gruppe hatte Wilfried Zollikofer dann zusammen mit seiner Frau und den drei Söhnen besprochen. Gemeinsam wurde entschieden, die Idee erst einmal weiter zu verfolgen. Relativ früh hatte sich die Familie Zollikofer jedoch schon auf Punkte verständigt, die bei einer Transaktion erfüllt werden müssen. Es sollte nicht an einen Finanzinvestor verkauft werden, vielmehr wurde ein Joint Venture mit dem richtigen Partner präferiert. Insofern war die Koehler-Gruppe schon mal als Partner grundsätzlich geeignet, da sich die Märkte der beiden Unternehmen gut ergänzten: Koehler hat Heizkraftwerke in Süd- bzw. Norddeutschland, Zollikofer ist besonders in Süd- und Ostdeutschland verankert.
Zukunft sichern, Nachfolge regeln
Mit der Transaktion sollten weiterhin die Wachstumschancen der Zollikofer gesteigert und die Nachfolge geregelt werden. „Wir wollten weiterwachsen. Aber das wäre aus eigener Kraft nur bedingt möglich gewesen“, so Wilfried Zollikofer.
Als die Überlegungen zum Joint Venture mit der Koehler-Gruppe bereits etwas vorangeschritten waren, ging Wilfried Zollikofer dann auf das M&A-Team der DZ BANK zu. Zu Beginn wurde zunächst eine Unternehmensbewertung erstellt, die für die weitere Fortführung des Prozesses benötigt wurde. Im Anschluss startete der eigentliche M&A-Prozess, in dem die zuvor festgelegten Ziele und Kriterien der Familie Zollikofer den Rahmen bilden sollten. Für Wilfried Zollikofer stand schnell fest: Die Transaktion sollte mit der Koehler-Gruppe erfolgen und zwar in Form eines Joint Ventures, auch wenn ein Verkauf einen höheren Erlös ermöglicht hätte. „Am Ende des Tages war der letzte Euro nicht entscheidend. Der wichtigste Aspekt war: Wir wollten auch in Zukunft mitbestimmen“, lautete die Linie der Familie.
Minderheitsgesellschafter mit Mitspracherechten
Wenn auch die Koehler-Gruppe mit 60 Prozent die Mehrheit am Joint Venture hält, wurde die Mitbestimmung der Familie Zollikofer bei allen wichtigen Entscheidungen vertraglich festgeschrieben.
Bis die Transaktion im Sommer 2021 abgeschlossen wurde, war es allerdings für beide Seiten ein längerer Weg. Den Aufwand hatte Wilfried Zollikofer so nicht erwartet. „Wir wollten die Trans-aktion in einem Jahr abschließen, haben aber sehr schnell erkannt, dass dies nicht möglich war.“ Ein Hauptgrund dafür: Die Nachfolgeregelung sollte integriert und sauber geregelt werden – mit der Koehler-Gruppe und intern in der Familie. „Das hat Zeit verschlungen, aber keine Zeit verschwendet.“ Wilfried Zollikofer war daher am Ende „sehr froh, in dieser hochkomplexen Transaktion ein erfahrenes und flexibles Beraterteam an meiner Seite gehabt zu haben“
Dies war beispielsweise auch äußerst wichtig bei den steuerlichen Regelungen. Da die Zollikofer-Gruppe hauptsächlich aus Personengesellschaften bestand, waren diese Regelungen sehr komplex.
Gewachsenes Vertrauen als Grundlage
Im Laufe der zweieinhalbjährigen Verhandlungen war auch der Marktauftritt ein wichtiges Thema. Vertrauen auf allen Seiten bildete von Anfang eine gute Basis. Gleichwohl gab es manche schlaflose Nacht. „Beide Seiten haben jedoch immer versucht, Lösungen zu finden. Mal hat die Koehler-Seite, mal haben wir etwas nachgegeben. Wir hatten nie das Gefühl, dass die Gegenseite uns über den Tisch ziehen wollte“, so Wilfried Zollikofer.
Im Ergebnis können die drei Söhne weiter im Unternehmen arbeiten, sind aber nicht gezwungen, unternehmerische Risiken einzugehen, um das nächste Level der Unternehmensentwicklung zu erreichen. Durch das Joint Venture schaffen die beiden Unternehmen einen starken Anbieter für Biomasse im deutschsprachigen Raum – eine Win-Win-Situation für beide Partner.