Anfangs­über­legungen zur
Unter­nehmens­­nach­folge

Viele Unternehmer*innen neigen dazu, die eigene Unternehmensnachfolge aufzuschieben, weil akute Themen immer Vorrang haben. Dabei wird übersehen, dass eine Unternehmensnachfolge möglichst schon einige Jahre vor dem geplanten Übergabezeitpunkt vorbereitet werden sollte. Denn die Aufgabe ist ausgesprochen komplex: Nicht nur Sie selbst, sondern auch Ihre Familie, das Unternehmen selbst und seine Stakeholder sind betroffen. Eine umfassende Vorbereitung hilft, schmerzhafte Kompromisse zu vermeiden. Zur Vorbereitung gehört natürlich auch, Klarheit über die betriebliche Vermögenssituation zu schaffen.

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3 Tipps für Sie

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Bereits im Alter von 50 und 55 Jahren sollten Sie sich mit dem Thema Ihrer eigenen Unternehmensnachfolge auseinandersetzen. Spätestens mit 55 Jahren sollten Sie Ihre Pläne und Vorbereitungen konkretisieren. Das gibt Ihnen den zeitlichen Spielraum, Ihr Unternehmen strukturell vorzubereiten und mögliche Nachfolger heranzuführen.

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Eine frühe Nachfolgeplanung wird Ihrem Umfeld Sicherheit geben – und Ihre Position sogar stärken können. Viele Unternehmer fürchten, mit dem Beginn einer konkreten Nachfolgeplanung schon bald zur „Lame Duck“ zu werden und dass ihnen das Heft des Handelns aus der Hand genommen wird. Doch Banken, aber auch Lieferanten, Kunden und Mitarbeiter werden Ihre Weitsicht schätzen, weil Sie das Unternehmen vor dem Risiko einer ungeplanten Unternehmensnachfolge schützen. Und Sie selbst bestimmen so viel mehr, wie die Nachfolge verlaufen wird.

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Bevor Sie Ihre Nachfolge planen, gehören die Karten offen auf den Tisch: Stellen Sie die aktuelle Situation ganz transparent dar, auch wenn sie fordernd ist. Zur Bestandsaufnahme gehört auch die Vermögenslage, insbesondere der betrieblich gebundenen Vermögenswerte. Darum sollten Sie Ihr Unternehmen, Immobilien, betriebliche Altersvorsorge etc. frühzeitig bewerten lassen und eine Vermögensplanung für die Zeit nach der Nachfolge erstellen lassen.

Das Relevante:

Anfangsüberlegungen zur Unternehmensnachfolge

Nehmen Sie sich frühzeitig die Zeit, nicht nur unter den zahlreichen Optionen die passenden auszuwählen, sondern geben Sie sich auch selbst (und eventuell Ihrem designierten Nachfolger) die Zeit, sich mit dem Gedanken an die letztlich radikalen Veränderungen anzufreunden. Und es wird natürlich auch einigen Aufwand erzeugen, Ihre Ist-Situation rechtlich, unternehmerisch und in Bezug auf Ihre eigene Vermögenssituation zu erfassen.

Die Übergabe des eigenen Unternehmens scheint Ihnen noch weit, weit weg. Denn Sie sind noch weit entfernt von der klassischen Altersgrenze (die es ja auch nicht für Unternehmer gibt) und bester Gesundheit. Sie wollen noch viel anpacken und denken noch nicht ans Aufhören. Das streitet Ihnen auch niemand ab, dennoch sollten Sie den Zeitpunkt einer konkreten Umsetzung Ihrer Nachfolge nicht aufschieben. Denn sonst verpassen Sie möglicherweise den richtigen Moment und geraten in Handlungszwang. Nehmen Sie sich frühzeitig die Zeit, nicht nur unter den zahlreichen Optionen die passenden auszuwählen, sondern geben Sie sich auch selbst (und eventuell Ihrem designierten Nachfolger) die Zeit, sich mit dem Gedanken an die letztlich radikalen Veränderungen anzufreunden. Und es wird natürlich auch einigen Aufwand erzeugen, Ihre Ist-Situation rechtlich, unternehmerisch und in Bezug auf Ihre eigene Vermögenssituation zu erfassen.

Was wollen Sie als Unternehmer?

Am Beginn der Vorbereitung steht die grundsätzliche Überlegung: Wie stellen Sie sich Ihre Nachfolgeregelung eigentlich vor? Wo stehen Sie heute und was ist Ihr Ziel? Hier sind wesentliche Kriterien, die Sie bei Ihrer persönlichen Antwort berücksichtigen sollten:

  • Persönliche Aspekte wie Ihr Lebensplan, Ihre künftige Rolle im Unternehmen, Rücksicht auf die Familie und die eigene Gesundheit
  • Monetäre Aspekte wie die bestehende und notwendige Altersvorsorge, die Realisierung des Unternehmenswerts, die „Enthaftung“ von Verpflichtungen aus dem Unternehmen
  • Familiäre Aspekte wie der Wunsch nach generationenübergreifendem Erhalt des Unternehmens, die Lebensplanung der Junioren, die finanzielle Ausstattung von nachfolgenden Generationen
  • Strategische Aspekte wie der Fortbestand als eigenständiges Unternehmen, weitere Partner zur Stärkung von Wachstumsperspektiven
  • Soziale Aspekte wie der Erhalt von Arbeitsplätzen und Standorten aus Verbundenheit mit der Region, der Wunsch nach gemeinnützigem Engagement mit dem Unternehmenserlös
  • Emotionale Aspekte wie der Erhalt des Unternehmensnamens, eine fortbestehende Rolle im Unternehmen als Beirat

All diese (und noch einige weitere) Überlegungen können die Form der Nachfolge und den Erfolg Ihrer Übergabe beeinflussen. Darum sollten Sie Ihre Ziele frühzeitig priorisieren und einen Zeitplan erstellen, der diese berücksichtigt.

Wo stehen Sie vermögensseitig?

Die Unternehmensnachfolge ist auch immer eine Vermögensfrage. Darum sollte auch diese Bestandsaufnahme am Anfang der Überlegungen stehen. Das betrifft auch das Unternehmen selbst: Gesellschafteranteile, persönliche rechtliche Verpflichtungen, betrieblich gebundene Vermögenswerte sind nur einige Stichworte dazu. Fragen sind z.B.:

  • Welche Immobilien sind betriebsnotwendig? Welchen Wert haben sie?
  • Welches Vermögen ist betriebsnotwendig gebunden, was könnten Sie ggf. auch aus dem Unternehmen abziehen?
  • Was ist Ihr Unternehmen aktuell wert? Hier erfahren Sie mehr zum Thema Unternehmensbewertung.

So ergibt sich ein realistisches Bild, mit welchem liquiden Vermögen Sie rechnen können und wie sich z.B. die Form der Unternehmensnachfolge (z.B. familienintern vs. Verkauf an Externe) finanziell für Sie auswirken würde, inwiefern Sie im Alter ausreichend abgesichert sind etc.

Vermögen frühzeitig planen

Wenn Sie Ihr Unternehmen an einen Nachfolger abgegeben haben, entfallen in der Regel auch Ihre regelmäßigen Einnahmen – entweder Ihr Geschäftsführergehalt oder Kapitaleinkünfte wie Gewinnausschüttungen oder beides. Umso wichtiger ist es, dass Sie schon vor der Unternehmensnachfolge auf Basis Ihrer Vermögensanalyse eine Vermögensplanung erstellen.

Struktur des Nachfolgeprozesses

Da es nicht die „eine“ Nachfolgeform gibt, sondern das Spektrum der Möglichkeiten breit ist (siehe familieninterne Unternehmensnachfolge, unternehmensinterne Nachfolge, externe Unternehmensnachfolge, Nachfolge mit Beteiligungsgesellschaft und Formen der Unternehmensnachfolge), werden Sie sicherlich unterschiedliche Schwerpunkte im Nachfolgeprozess legen. Dennoch ist die Struktur grundsätzlich vergleichbar – und auch wenn sie selbstverständlich erscheint, werden in der Praxis doch immer wieder Schritte übersehen oder zu spät angegangen.

Die obige Übersichtsgrafik zeigt dabei vor allem zweierlei, was oft bei der Nachfolge übersehen wird:

  • Das gesamte Themenfeld Vermögen ist der Übergabe des Unternehmens nicht nachgelagert, sondern läuft parallel mit dem gesamten Prozess mit. Das liegt nicht zuletzt daran, dass bspw. Vermögensfragen und Nachfolgeform eng miteinander verknüpft sein können; eine Veränderung eines möglichen Kaufpreises sich unmittelbar auf Ihr Vermögen auswirken kann ebenso wie die Form einer Kaufpreiszahlung (zum Beispiel bei einem Verkäuferdarlehen, siehe Finanzierungsmöglichkeiten).
  • Die Nachfolge muss nicht mit dem Abgabezeitpunkt abgeschlossen sein. Das gilt – siehe oben – nicht nur für Finanzielles, sondern kann auch operative Tätigkeiten von Ihnen umfassen. Mancher Nachfolger wünscht sich eine Begleitung durch Sie in veränderter Rolle auch über die Übergabe hinaus. Vielleicht sind Sie über eine Rückbeteiligung (siehe Nachfolge mit Beteiligungsgesellschaft) noch weiter an Ihrem Unternehmen beteiligt. Darum sollten Sie schon in der Anfangsphase überlegen, wie Sie sich die Zeit nach der möglichen Abgabe von operativer Rolle und Gesellschaftsanteilen vorstellen.

Mein persönlicher Praxistipp:

Sie haben Ihr Unternehmen geprägt, meist sind Sie das Gesicht des Unternehmens nach außen. Das ist einerseits schön und schmeichelhaft, kann aber den Wert Ihres Unternehmens erheblich schmälern: Wenn Ihr Unternehmen ohne Sie nicht „funktioniert“, ist es für einen Nachfolger meist weniger attraktiv. Nutzen Sie darum die Jahre bis zur Nachfolge, Ihr Haus mit entsprechenden Entscheidungsstrukturen von Ihrer eigenen Person „unabhängig“ aufzustellen. Das wird es für Ihren Nachfolger einfacher machen – egal, welche Variante der Unternehmensnachfolge Sie bevorzugen.

Christian Futterlieb
c.futterlieb@kc-nachfolge.de
+49 69 7447 94215