Glossar
Die folgenden Begriffe werden Ihnen beim Thema Nachfolge, den Nachfolgearten, dem Übergabeprozess und den unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten sicherlich immer wieder einmal begegnen. Hier finden Sie eine kurze Erläuterung dazu.
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B
Businessplan
Planzahlen eines Unternehmens für (in der Regel) die nächsten drei bis fünf Jahre. Die Plausibilität des Businessplans – z.B. ob die Ziele bei den angenommenen Kosten realistisch erreicht werden können – wird im Rahmen des Unternehmensverkaufs vom Käufer eingehend geprüft.
D
Discounted-Cash-Flow-Methoden (DCF)
DCF-Verfahren zur Unternehmenswert-Berechnung diskontieren die geplanten zukünftigen Zahlungsüberschüsse (Cashflows) mithilfe von Kapitalkosten auf den Bewertungsstichtag. Dabei werden Steuern mit in die Bewertung einbezogen. Das Ergebnis ist der sogenannte Bar- oder Kapitalwert. Es gibt vier unterschiedliche DCF-Berechnungsmethoden: Flow to Equity (FTE), Adjusted Present Value (APV), Weighted Average Cost of Capital (WACC) und Total Cash Flow (TCF). Die drei letztgenannten Verfahren sind sogenannte Entity-Methoden, die den Wert des Eigenkapitals Ihres Unternehmens durch Abzug der Nettofinanzverbindlichkeiten vom Unternehmensgesamtwert (Entity Value) ermitteln. Die einzelnen Entity-Bewertungsansätze berücksichtigen die anteilige Fremdfinanzierung des Bewertungsobjekts unterschiedlich. Welche Methode zum Tragen kommt, hängt oft auch davon ab, welche Informationen vorliegen. Beim FTE-Verfahren wird z.B. angenommen, dass der Bewerter die erwarteten Cashflows an die Gesellschafter in der Zukunft und außerdem die Eigenkapitalkosten des verschuldeten Unternehmens kennt.
Due Diligence
„Sorgfältige Prüfung“ der finanziellen, rechtlichen, steuerlichen und manchmal auch technischen (etc.) Situation Ihres Unternehmens durch den Käufer und seine Berater. Sie stellen die notwendigen Daten in einem „Data Room“ zur Verfügung.
E
Earn-out
Eine Earn-out-Klausel in einem Kaufvertrag regelt spätere mögliche Zahlungen an Sie, den Verkäufer. Meist ist die Höhe der Zahlung vom Erreichen bestimmter Erfolge abhängig. Earn-out-Regelungen helfen, Unsicherheit über die spätere Unternehmensentwicklung auszutarieren.
EBIT
EBIT= Earnings Before Interest and Taxes; deutsch: Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Sinnvoll z.B. beim internationalen Vergleich von Unternehmensergebnissen.
EBITDA
EBITDA = Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation; deutsch: Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielles Vermögen. Das EBITDA gilt oft auch als Messgröße der operativen Ertragskraft.
Evergreen-Fonds
Offener Fonds ohne begrenzte Laufzeit und vorgegebenes Volumen. Ein Evergreen-Fonds kann zur Kapitalbeschaffung jederzeit neue Anteile ausgeben. Der Vorteil z.B. gegenüber Private-Equity-Fonds mit beschränkten Laufzeiten: Eine Beteiligung kann so lange gehalten werden, wie es finanziell sinnvoll ist – und muss nicht innerhalb einer eng gesetzten Fondslaufzeit veräußert werden. Das kann für Sie zum Beispiel bei einem Teilverkauf interessant sein, da die Haltezeit des Investors dann länger sein kann.
Externe Nachfolge
Nachfolge außerhalb des bestehenden Gesellschafterkreises und dessen Angehörigen. Meist verkaufen Sie dabei an einen Außenstehenden, zum Beispiel einen Finanzinvestor, einen Strategischen Investor oder eine außenstehende Privatperson. Vgl. Familieninterne Nachfolge, unternehmensinterne Nachfolge
F
Familieninterne Nachfolge
Nachfolge im Kreis Ihrer Familienangehörigen, meist durch Ehepartner und Kinder.
Familienpool
Beim Familienpool wird das gesamte Vermögen, das an die nachfolgende Generation weitergegeben werden soll, in eine Gesellschaft eingebracht. Deren Gesellschafter sind Sie als Vermögender selbst und die zukünftigen Erben. Der Familienpool kann rechtlich unterschiedlich ausgestaltet werden.
Family-Office
Ein Family Office verwaltet typischerweise das private umfangreiche Vermögen einer Eigentümerfamilie (Single Family Office), manchmal auch weiterer Familien (Multi Family Office). Neben der Vermögensverwaltung werden oft auch weitere Leistungen wie Sekretariat oder Mediation für Sie übernommen.
Finanzinvestor
Finanzinvestoren sind typischerweise Unternehmenskäufer, die aus finanziellen Motiven Investitionsmöglichkeiten für eine begrenzte Haltedauer suchen. Zu den Finanzinvestoren zählen Private-Equity-Fonds, die zuvor Kapital von meist institutionellen Investoren eingesammelt haben, mit einer typischen Haltedauer von 3 bis 4 Jahren. Evergreen-Funds finanzieren sich aus der eigenen Bilanz und haben typische Haltedauern von 3 bis 8 Jahren. Family Offices setzen zumeist das Kapital von hochvermögenden Privatpersonen ein; die Haltedauer liegt auch bei meist 3 bis 8 Jahren. Industrieholdings können in der Haltedauer noch über Evergreen-Fonds hinausgehen.
I
IDW S1
IDW S1 ist der vom Institut der Wirtschaftsprüfer entwickelte Standard zur Unternehmensbewertung. Der Bewertungsstandard wird vor allem von Wirtschaftsprüfern angewendet, aber auch Berater und Unternehmen nutzen ihn.
L
Leverage
Leverage, auch Hebeleffekt genannt, bezeichnet allgemein die „Hebelung“ des Eigenkapitals durch Fremdkapital. So kann z.B. ein Investor einen höheren Kaufpreis finanzieren, als allein mit Eigenkapital möglich wäre. Dem Leverage sind Grenzen gesetzt; Fremdkapital- und Mezzaninefinanziers achten auf die Verhältnismäßigkeit zum Eigenkapitaleinsatz.
Long List
Erste Zusammenstellung von möglichen Käufern bzw. Kaufobjekten anhand von Ihnen vorab definierter Kriterien. Die Long List wird dann nach eingehender Prüfung zu einer Short List reduziert. Manchmal bezeichnet die Long List auch nur eine Auswahlliste möglicher Käufer durch Sie; die Short List wäre in diesem Fall das Gegenstück: eine Auswahlliste möglicher Kaufobjekte durch Käufer.
M
Management Buyout MBO
Übernahme des gesamten oder eines Teils Ihres Unternehmens durch Ihr bestehendes Management. Meist erfolgt der MBO gemeinsam mit Finanzinvestoren, u.a. da das Management bei größeren Transaktionen selten allein den Kaufpreis stemmen kann.
Management-Buy-in (MBI)
Übernahme eines Unternehmens(teils) durch ein externes Management, das das bisherige Management ersetzt. Meist erfolgt der MBI gemeinsam mit Finanzinvestoren.
Mezzanine(-Kapital)
Hybride Finanzierungsart, angesiedelt zwischen stimmberechtigtem Eigenkapital und erstrangigem Fremdkapital. Die Mezzanine-Finanzierung vereint bestimmte Eigenschaften der Eigen- wie auch der Fremdkapitalfinanzierung, z.B. in der Regel Nachrangigkeit der Forderung im Insolvenzfall, keine Dividenden und auch keine Stimmrechte.
Multiples
Grobe, unkomplizierte Unternehmensbewertung mittels Multiplikatoren (engl. Multiples) zu Ihrer ersten Orientierung. Grundlage sind i.d.R. Kennzahlen wie Umsatz, EBIT oder EBITDA. Diese Methode geht davon aus, dass Unternehmen mit ähnlichen Finanzkennzahlen vom Markt ähnlich bewertet werden. Darum werden teilweise Multiples z.B. nach Branchen und Größenklassen differenziert.
N
Nettofinanzposition
Definition: Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente zuzüglich kurzfristig monetarisierbarer Wertpapiere und Terminanlagen und gestellter finanzieller Sicherheiten abzüglich der Finanzschulden sowie zuzüglich positiver und abzüglich negativer Marktwerte der derivativen Finanzinstrumente. Bei Unternehmenstransaktionen gibt es häufig Diskussionen über die Berechnung der Nettoverschuldung, denn der Käufer erhält als Kaufpreis den Unternehmenswert abzüglich Nettoverschuldung.
NewCo
NewCo, kurz für „New Company“ (Neue Gesellschaft), bezeichnet in der Regel eine neu gegründete Gesellschaft, z.B. für einen geplanten Spin-off oder einen Merger. Der Name wird dabei oft entweder später noch festgelegt oder ist unwichtig, weil das Unternehmen nach außen kaum oder nur zeitlich begrenzt in Erscheinung tritt.
O
Owner’s Buyout (OBO)
Beim OBO beteiligen Sie sich und/oder einer oder mehrere der bisherigen Gesellschafter an einer Erwerbergesellschaft, die Ihr Unternehmen erwirbt, an dem Sie und/oder die weiteren Gesellschafter zuvor beteiligt waren. So können Sie Vermögen umschichten und z.B. Ihre operative Nachfolge von der Eigentumsnachfolge entkoppeln.
P
Pensionszusage
Die Pensionszusage ist eine Form der betrieblichen Altersvorsorge: Der Arbeitgeber sagt seinem Arbeitnehmer bei Erreichen des Renteneintrittsalters ein lebenslanges Ruhegeld zu vertraglich vereinbarten Konditionen zu. Die Pensionszusage ist auch als Altersvorsorge für Sie interessant, wenn Sie geschäftsführender Gesellschafter sind. Denn in der Regel erfolgen für Sie keine Einzahlungen in die gesetzliche Rentenkasse.
S
Short List
Nach vorab von Ihnen definierten Kriterien gefilterte, reduzierte Zusammenstellung von möglichen Käufern bzw. Kaufobjekten bei einem Unternehmensverkauf. Die Namen auf der Short List kommen als Transaktionspartner in die engere Auswahl. Manchmal bezeichnet die Short List auch nur eine Auswahlliste möglicher Kaufobjekte des Käufers. Die Long List wäre das Gegenstück: Ihre Auswahlliste möglicher Käufer.
Stiftung
Schenkung, die an einen bestimmten Zweck gebunden ist und durch die etwas gegründet, gefördert wird. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Ausgestaltungen, z.B. eine wohltätige Stiftung oder eine Stiftung, die nur dem Wohl eines engen ausgewählten Kreises wie einer Familie dient. Einige Stiftungen zehren ihr Stiftungsvermögen auf, viele finanzieren die Förderung aus den Erträgen ihres Stiftungsvermögens.
Strategischer Käufer
In der Regel ein operativ tätiger Investor, der mit dem Erwerb eine Geschäftsstrategie verfolgt. Das können zum Beispiel Wettbewerber von Ihnen sein, die ihre Marktstellung stärken oder Know-how oder Kundenkontakte hinzukaufen wollen. Oder es ist Ihr Lieferant oder Kunde, der ein neues Marktsegment erschließen oder die eigene Wertschöpfungskette erweitern möchte. Vgl. Finanzinvestor.
Sweet Equity
Erwerb von Eigenkapital an einem Unternehmen zu Vorzugskonditionen. Wird vor allem Führungskräften angeboten, um diese zu incentivieren und ggf. länger an das Unternehmen zu binden.
U
Unique Selling Proposition (USP)
Alleinstellungsmerkmal eines Produkts oder Angebots (auch: eines zu verkaufenden Unternehmens) gegenüber dem Wettbewerb. Eine USP, die Vorteile am Markt bietet, kann sich wertsteigernd auswirken – vor allem, wenn sie nur schwer von Wettbewerbern imitiert/kopiert werden kann, wie z.B. Technologieführerschaft, die durch Patente abgesichert ist. Die USP Ihres Unternehmens kann ein entscheidendes Argument gegenüber dem Käufer sein.
Unternehmensbörse
In der Regel ein digitaler „Marktplatz“ vor allem kleinerer Unternehmen, auf dem Käufer ihre Gesuche und Sie als Verkäufer ihre Angebote einstellen können. Die Angaben sind wenig detailliert, sondern dienen meist nur der ersten Sichtung. Zu den bekanntesten Börsen gehören Nexxt Change und Deutsche Unternehmerbörse DUB.
Unternehmensinterne Nachfolge
Übergabe an Nachfolger, die bereits in Ihrem Unternehmen eingebunden sind – entweder als Gesellschafter und/oder als (idR) Führungskraft. Eine unternehmensinterne Nachfolge kann zum Beispiel ein Management Buyout sein.
V
Verkäuferdarlehen (auch engl. Vendor Loan)
Meist nachrangiges Darlehen, das Sie an den Käufer Ihres Unternehmens ausreichen. Sie können dem Käufer z.B. einen Teil des Kaufpreises stunden. Das Verkäuferdarlehen inkl. Konditionen wird in der Regel im Kaufvertrag fixiert. Typisch ist eine endfällige Tilgung.